Webinar: Eugen Lakkas

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Eugen Lakkas, www.schwalbenfisch.de

Unternehmenswerte vs. ethische Werte

Technologiewerkstatt: Hallo Herr Lakkas, gleich zu Beginn: Warum ist im Titel Ihres Vortrags ein versus? Wie können Unternehmenswerte ethischen Werten gegenüberstehen? Sind Unternehmenswerte nicht viel eher auch ethische Werte?

Eugen Lakkas:

Wenn ich den Titel umbenennen soll, dann möchte ich Ihnen „Unternehmenswerte und die Ethikfalle“ vorschlagen. Wissen Sie, es ist nämlich so, dass die meisten Unternehmen, die ihre Werte definieren, meistens vier Fehler machen. Mindestens 90 % scheitern in ihrer Umsetzbarkeit, weil sie in mindestens eine dieser vier Fallen tappen.

Technologiewerkstatt: Welche vier Fallen meinen Sie?

Eugen Lakkas:

Gerne nenne ich Ihnen exemplarisch an dieser Stelle eine. Es ist die Ethikfalle. Wenn Unternehmen ihre Werte definieren, dann wählen sie gerne ethische Werte aus, die so oder so gegeben sein sollten wie zum Beispiel Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit oder Qualität. Solche Werte lesen Sie auf vielen Homepages als die Unternehmenswerte – oder besser: Sie überlesen Sie, weil sie so oft und von so vielen als Unternehmenswerte genannt werden. Das macht Unternehmen dann austauschbar. Sie geben ihre Einzigartigkeit freiwillig her. Das ist die Ethikfalle. Im Webinar erfahren Sie dann alle vier Fallen.

Technologiewerkstatt: Wie sollten Unternehmen denn dann bei der Definition ihrer Kernwerte vorgehen?

Eugen Lakkas:

Sie sollten sich fragen, was sie wirklich ausmacht, was sie unterscheidet. Wenn das mit ethischen Werten vermischt wird, entsteht schnell ein austauschbares Bild.

Technologiewerkstatt: Konnten sich klar definierte Unternehmenswerte in der Corona-Krise positiv auswirken?

Eugen Lakkas:

Jede Krise ist wie ein Vergrößerungsglas. In Krisenzeiten nehmen Sie Probleme, die ein Unternehmen hat, wesentlich intensiver wahr. Um sich vom Wettbewerb abzuheben, sollte die Persönlichkeit des Unternehmens klar definiert sein. Das verschafft Ihnen dann Wettbewerbsvorteile – auch in der Krise. Nehmen wir die Werte Zuverlässigkeit versus Flexibilität. Beides können entscheidende Unternehmenswerte sein, wenn sie von allen Mitarbeitern gelebt werden. Doch stehen sie für unterschiedliche Qualifikationen. Bekomme ich bei einem Unternehmen stets und sicher immer dasselbe, brauche ich vom anderen flexible, schnelle Lösungen. Beides können wettbewerbsentscheidende Vorteile sein, die kommuniziert sein wollen.

Technologiewerkstatt: Sie sagen, „wenn sie von allen Mitarbeitern gelebt werden.“ Entscheiden meine Unternehmenswerte auch über die Auswahl meiner Mitarbeiter?

Eugen Lakkas:

Natürlich. Ein Unternehmer sollte nur Mitarbeiter einstellen – vorausgesetzt er ist in der glücklichen Lage, die Wahl zu haben – die seinen Unternehmenswerten entsprechen. Gemeinsame Werte bedeuten eine gemeinsame Orientierung. Wobei Sie auch hier wieder die Kernwerte von den ethischen Werten trennen sollten: Die ethischen Werte sind die Basis für das Miteinander. Die Unternehmenswerte sind die Säulen der Unternehmenskultur. Ist das alles klar definiert, hilft Ihnen das auch in der Krise. Auch die Mitarbeiter können so immer schauen: Entspricht das Handeln unseren Werten? Und so werden Werte zu Leitplanken für nachhaltigen Erfolg. Das ist „die Magie der Werte“: intern bedeutet sie eine feste Orientierung, extern eine authentische Ausrichtung des Marketings.

Technologiewerkstatt: Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Ist nachhaltiges Handeln bereits ein ethisches Grundprinzip geworden?

Eugen Lakkas:

Auch hier müssen Sie wieder genau hinsehen. Nachhaltigkeit kann ein core value sein, wenn z.B. ein Unternehmen seit Jahren dafür steht. Wird Nachhaltigkeit nur als Unternehmenswert definiert, also Greenwashing betrieben, merkt das der Kunde schnell und straft das ab.

Das kann auch so bei Qualität sein. Wenn meine Produkte aus diversen, nachweisbaren Gründen wirklich für Premiumqualität stehen, dann kann das durchaus ein Unternehmenswert sein. Ansonsten setze ich Qualität als Normwert voraus.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

 

Interview: Christine Seizinger, Contento-PR, www.contento-pr.de

 

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